Survival


02/2009

Jetzt ist es soweit, ich bin jetzt ganz offiziell Student. Das sind die, über die man sich als arbeitender Mensch immer lustig macht. Oder ärgert.
Was mach so ein richtiger Student? Ich habe gehört, die sollen tagsüber in Bibliotheken rumsitzen und nachts feiern. Das mit dem Feiern gestaltet sich dank meiner geographischen Lage zur Zeit etwas schwierig, also dachte ich mir, um mich in das allgemeine Bild einzufügen, gehe ich in die Bibliothek. Heute, so habe ich beobachtet, muss man zum Arbeiten seinen Laptop mit dahin nehmen.
Ich schnappe mir also meine sieben Sachen und ziehe los. Im Erdgeschoss der Heidelberger Uni-Bibliothek (im Folgenden UB genannt) sind Schließfächer. Da schmeiß ich den Rucksack und die Jacke rein und mit dem PC, ein paar Büchern und Schreibzeug mache ich mich auf den Weg zum Lesesaal am anderen Ende des Gebäudes im zweiten Stock (Heidelberg = alte Uni = alte UB = enge Wendeltreppen…)
Am Eingang zum Lesesaal werde ich forsch von einem Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass ich die Neopren-Schutzhülle um meinen Computer nicht mit reinnehmen dürfe und nein, ich könne sie nicht hier am Aufpassertresen lassen. Draußen vor dem Lesesaal seien Schließfächer. Na klar, weil ich JETZT auch noch eine 2€-Münze für den Schrank dabei habe…
Ich laufe also vom zweiten Stock wieder ins Erdgeschoss (wir erinnern uns an die 2 Stockwerke und das andere Ende des Gebäudes) und nehme diesmal gleich den gesamten Fachinhalt mit nach oben um ihn dort wegzusperren.
Wieder oben angekommen mache ich mich daran, alles wie vorgeschrieben zu verstauen, was einfacher klingt, als es tatsächlich ist, wenn alle Fächer am Lesesaal (im Übrigen die einzigen im 2. Stock) vollständig belegt sind. Nun steh ich da mit meinem Haufen Krempel auf und an mir und überlege mir meinen nächsten Schachzug.
Da nach drei Malen zwei Stockwerke durch eine schmale Wendeltreppe Überwinden die Gehirnfunktion schon leicht beeinträchtigt scheint, komme ich zu dem weniger cleveren Schluss, wieder runter zu gehen und doch wieder alles im Erdgeschoss zu lassen. Blöd nur, dass inzwischen auch da alle Schränke voll sind. Ich glaube mich zu erinnern, dass im Keller noch welche seien. Und wenn nicht, dann ist da aber der große PC-Arbeitsraum, in dem man sich einfach mit allem seinem Kram installieren und arbeiten kann. Aber ganz ehrlich: hatte jetzt irgendjemand geglaubt, dass eine der beiden Möglichkeiten funktionieren würde??
Natürlich gibt es im Keller keine weiteren Schränke und auch der PC-Lernraum ist überfüllt.
Gut. Letzte Möglichkeit: die „Caféteria“, ein Raum mit 4 Tischen 20 Stühlen drumherum und je einem Getränke- und einem Süßigkeitenautomaten. Da ist tatsächlich noch ein Platz, auf dem ich mich entlade, meinen PC starte und mich mit dem UB-Netzwerk verbinde. Nach kurzer Zeit stelle ich fest, dass sich eben jener von der Caféteria aus offenbar weigert, mich über das lokale Netzwerk hinaus zu verbinden. Es folgen einige Minuten der Mediation und Beruhigung, nach denen ich mich erneut zusammenpacke, unter den Arm klemme und die Suche nach einem Spint fortsetze.
Gerade erspähe ich aus dem Augenwinkel das Objekt der Begierde, droht auch schon eine Konkurrentin, mir meine Beute strittig zu machen. Aber das kann sie mal vergessen denn JETZT bin ich an der Reihe und überhole sie noch auf der Zielgeraden. Der Schrank steht am Ende einer in eine Nische gequetschten Schrankreihe in der Ecke und in rund 20cm Entfernung gegenüber einer Wand. Wäre ja alles nicht so schlimm, wenn die Tür nicht in die Falsche Richtung aufginge, sodass sie, einmal geöffnet, den Zugang zum Schrank selbst versperrt. Sollte es jetzt daran scheitern? Wäre doch gelacht, wenn ich meinen Rucksack nicht über die Tür ins Fach geworfen bekäme!
Jetzt kann ich in den Lesesaal gehen. Diesmal bestimmt! Und siehe da: der Typ am Eingang hat auch aufgehört zu meckern. Jetzt muss ich mir nur noch ein nettes Plätzchen suchen und dann kanns losgehen.
Ich glaube, ich brauche inzwischen nicht mehr zu erwähnen, dass auch das nicht reibungslos von statten gehen konnte. Natürlich war nirgends mehr Platz und ich musste mich schlussendlich zwischen Juristen und Soziologen in die hinterste Ecke der Bibliothek setzen um festzustellen, dass ich auch hier keinen Internetzugang habe…



Au revoir et bon courage!


10/2008

Es ist wieder eine Weile her und während man sich hie und da vermutlich einen Feuchten schert, was sie da die ganze Zeit mit den Ch’tis und Asterixen macht und warum, kommen ande-renorts zeitweise Klagen zwecks nicht ausreichender Informations-Diarrhoe.
Hier also die neunte und vorerst letzte Folge der ersten Staffel von „Aaah! Sie sprechen französisch! ALLE!!!“. Wer weiß, ob es eine zweite geben wird.
Schön, dass Ihr meine doch bisweilen sinnfreien Ausführungen bis zum bitteren Ende verfolgt habt. Zur Belohnung für Ihre Treue und als Abschiedsgeschenk gibt es heute im Profil 2 zum Preis von 1, quasi eine Doppelfolge in Spiel-filmlänge.

Es ist ziemlich cool, Mitte Oktober im Atlantik (Whuou! Wellen!) zu baden. Denn das ist, was man hier am Wochenende einfach mal macht. „Es ist schön draußen! Lass uns ans Meer fahren!“ Et allez hop – on y va!
Ich habe jetzt 2 Wochen lang in der Buchhandlung „Oscar Hibou“ (das heißt Eule…) gearbeitet. Es ist interessant zu sehen, wie eine solche kleine Buchhandlung funktioniert – oder eben nicht: die Buchhandlung kämpf – wie leider so viele kleine unabhängige Buchhandlungen – mit der Insolvenz. Umso angespannter ist das Personal. Das trübt ein wenig die Stimmung, zeigt aber, dass es offensichtlich überall gleich ist. Nichts desto trotz ist es ein nettes und lustiges Team mit einer unglaublichen Kompetenz und einem solch fundierten Wissen, um das es wirklich schade wäre, wenn die Buchhandlung schließen müsste.

Voilà: die letzte Woche unter Franzosen ist angebrochen. Das ist wirklich traurig, denn wer weiß, ob ich eine solche Gelegenheit jemals wieder bekommen werde. Es ist also vermutlich an der Zeit, aus den vergangenen 4 Monaten ein Résumé zu ziehen.
Die Möglichkeit, an der Côte d’Azur Sprachstudien zu absolvie-ren in der Form, wie ich es machen konnte, ist vermutlich eine der besten, um eine Sprache schnell und effektiv zu lernen. Die Arbeit an der Réception zusammen mit sowohl Sprachschülern von überall her als auch mit Franzosen selbst in der Kombination mit den kommunikations- und vokabularorientierten Unterrichtsstunden hätte kaum besser als Vorbereitung und Weiterbildung dienen können.
Abgesehen von der Sprache gewöhnt man sich schonmal ein wenig an die etwas andere Arbeits- und Lebensweise und ist auf Einiges vorbereitet.
Das war also ziemlich gut!
Nun kommt man in Bordeaux an und findet plötzlich einen „Patron“ vor, der grundsätzlich 10-15 Minuten vor Termin anwesend ist. Doch ein bisschen anders, als mit dem Italiener, dessen Arbeitsanfangszeiten sich doch eher flexibel gestalteten.
Die Arbeit im Zwischenhandel die ersten paar Tage half sehr, sich einen Überblick über die französische Verlagslandschaft zu verschaffen.
Die Unterbringung in einem Studentenwohnheim gibt mir nun hier die Gelegenheit, „richtige“ Franzosen (im Gegensatz zu vorher Sprachschlern) kennenzulernen und etwas Zeit mit eben jenen zu verbringen. Letzteres führt dazu, dass sich mein Sprachwortschatz in den letzten 2-3 Wochen erheblich um diverse Schimpfworte und umgangssprachliche Ausdrücke erweitert hat.
Ich hoffe, ich werde all das, und vor allem die Sprache, etwas länger bewahren können, als die Vielen, die Französisch irgendwann mal in der Schule für 4 oder 6 Jahre gelernt und heute alles wieder vergessen haben.
On verra…



Oscar Hibou


09/2008

Es hat Wolken am Himmel. Nach nunmehr zwei Wochen blauem Himmel und Sonnenschein wird es anscheinend auch hier langsam Herbst.
Um nicht die ganze Zeit mit meinen beiden deutschen Kollegen deutsch sprechen zu müssen und um mir auch ab und zu mal etwas Warmes zu Essen zubereiten zu können, habe ich mich inzwischen mit meinen Nachbarn – Geologen – gutgestellt, die mich regelmäßig bespaßen und – natürlich viel wichtiger – bekochen!
Da ist es doch gar nicht so unpraktisch, dass einer von denen auch ein Auto hat, mit dem wir uns dieses Wochenende an den Strand „deplaziert“ haben. Und: ja, Ende September im Atlantik Baden ist echt super!!
Es ist wirklich sehr schön hier. Eine hübsche Stadt und ein Haufen Studenten.
Vom Studentenwohnheim aus fährt alle 3-5 Minuten eine Tram die 25 Minuten in die Innenstadt. Auf eben jene Tram sind die Bordelaiser, jetzt, wo sie nach empfundenen 25 Jahren Bauzeit fertiggestellt ist, uuunglaublich stolz. In der Stadt gibt es keine Oberleitung, was das ganze gleich mal viel hübscher, aber auch störungsanfälliger macht. Das ist bis dahin auch ganz nett und weiter kein Problem. Will man jedoch zwischen 16 und 19.30 wieder aus der Stadt raus, muss man beizeiten auch mal 2-3 Bahnen abwarten, bis eine kommt, wo man noch reinpasst. Man stelle sich also vor, wie das gewesen sein muss, als das Tramnetz noch mit Bussen bedient wurde. Oder aber was passiert, wenn die APS (Alimentation par Sol = Versorgung durch den Boden) zur Hauptverkehrszeit ausfällt…
Ich habe 1 ½ Wochen in einem kleinen Zwischenhändler in der Nähe von Bordeaux ausgeholfen (kommissioniert…) und diese Woche angefangen in einer kleinen Buchhandlung, spezialisiert auf Kinder-/Jugendbücher und BDs (=Bandes dessinées), ein Genre, das es in der Form in Deutschland gar nicht gibt, hier in Frankreich aber einen großen Marktanteil innehat, zu arbeiten. Am Wochenende wird es hier eine kleine Buchmesse geben, auf der ich mitwirken werde. Bin gespannt!



Zeitzonen


09/2008

Das ganze hat am 12.9. um 7h in Niagara Falls, Ontario angefangen. Von dort aus mit dem Auto nach Toronto. Warten, 12h – 16h. Check in, Boarding et tout ca, Abflug 18h30 EDT. Schafen im Flugzeug? Schonmal versucht, um halb sieben schlafen zu gehen? Und dann noch im sitzen? Ich glaube nicht. 14.9., 6h GMT (1h EDT) Ankunft in Londinium. Raus, Kontrollen wieder rein, warten. 10h40 Abfahrt nach FFM. 13h20 MESZ (7h20 EDT) Ankunft. 15h Zug nach Köln. Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Strecke: 150km/h…
16.45 Ankunft Köln. Bahnfahrt, Unterkunftsuche, Einkaufen, alles fertig machen, Dinge erledigen.
Wir schreiben den 13.9.08, 22h (16h EDT). Ich gehe schlafen.
Wer mitgezählt hat, ist vielleicht, wie ich, auf 33h gekommen, vielleicht auch nicht, das ist mir nämlich zu kompliziert.
Köln, 14.9.08, 4h: ich stehe auf, gehe zur Bahn, die mich zum Flughafen fährt…
Wer auch diesmal mitgezählt hat, kommt auf 6 Stunden. Im Grunde kein Problem, wären da nicht die 33 vorhergegangenen…

Der Kölner Flughafen ist um 5.30 morgens eigentlich ganz nett. Man wird zumindest nicht dauernd umgerannt. Mein Flug steht auch als pünktlich angeschlagen, alles gut. Gegen 6.15h, 10 Minuten vor planmäßiger Abfahrt, Boarding completed, alle lesen sich schonmal die Karte mit den Sicherheitsvorkehrungen durch, kommt eine Durchsage vom Chef höchstpersönlich, dass wir alle das Flugzeug doch bitte nocheinmal verlassen mögen. Irgendwas is kaputt und es dauert 45 Minuten, das wieder heile zu machen. Fein. Alle raus – alle wieder rein – und ab geht’s.

Ich werde in Bordeaux wie abgesprochen vom Flughafen abgeholt und – da die Uni sonntags zu hat – erstmal ans Meer auf diese unglaublich riesige Düne gefahren. Sehr beeindruckend.
Montag: Ich ziehe um – wow, das kann ich jetzt schon! Ein Studentenwohnheim! Nunja, kein Kühlschrank, eine Dusche und zwei Toiletten pro Flur (ich denke 20 Zimmer), eine „Küche“ (großer Raum mit 4 Herdplatten, kein Geschirr, auch kein Kühlschrank), keine Bettwäsche. Fein. Man fährt also in die Stadt und kauft erstmal ein…

À la prochaine!



Je me souviens


30. August 2008

Braunschweig, 30. August 2008, 19:50h: Abfahrt. 31. August 2008, 2:30h: Ankunft in Frankfurt am Main Flughafen (S-Bahnhof).
Wir sind die Nacht durchgeflogen, in London zwischengelandet (da hat es aber geregnet, also sind wir gleich weiter geflogen) und mit 45 Minuten Verspätung, gegen 14 Uhr in New York JFK angekommen. Da schien dann allerdings die Sonne (29°C), da haben die Amis nochmal Glück gehabt, denn sonst wäre Kristina gleich wieder nach Hause gefahren.
Im Hotel (Holiday Inn, sehr zentral gelegen) angekommen, reißt uns gleich jemand die Koffer aus der Hand und begleitet uns auf unser Zimmer.
Den noch verbliebenen Rest des Nachmittages verbringen wir damit, den Times Square zu erkunden und schon einmal an-hand des Ausblicks vom Battery Park auf die Freiheitsstatue zu evaluieren, ob sich der Weg über den großen Teich gelohnt hat.

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01. September 2008

Nach einer Odyssee durch Harlem – sehr interessant – auf der Suche nach Nahrung, kehren wir im Pancake House ein und bekommen Frühstück für fünf aufgetischt. Entsprechend vollgefressen machen wir uns auf den Weg zum Empire State Building, fahren mit dem Fahrstuhl rauf und genießen die Aussicht auf Up- und Downtown. Im Macy’s fahren wir die sieben Stockwerke mit den alten Holzrolltreppen rauf und runter.
Vorbei an der Ground Zero Baustelle geht’s weiter zu Fuß über die Brooklyn Bridge und zum Abschluss mit der Staten Island Ferry an der Liberty Island mit der Freiheitsstatue vorbei Richtung Sonnenuntergang. Ein ereignisreicher und beeindruckender Tag!

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02. September 2008

Im Grunde sind wir den ganzen Tag gefahren: zuerst mit unse-rem ganzen Gepäck zum Newark Flughafen, was die Subway, die S-Bahn, einen Nahverkehrszug und den Newark AirTrain beinhaltet.
Dort mieten wir einen Automatikwagen und machen uns auf den Weg in die Weltmetropole Stowe, VT. Geschätzte 150 Ein-wohner und rund 10 Hotels, mitten in der Pampa. Eins davon ist unseres und da checken wir spätabends ein. Sehr gemütlich.

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03. September 08

Weiter gen Canada, entlang des Lake Champlain, mit einem sehr schönen Panorama. Fabian und Heike fotografieren wie die Bekloppten.
Wir machen einen kleinen Abstecher über die Lake Champlain Islands und fahren mit der Autofähre über den See. Gegen 13h passieren wir die kanadische Grenze. Die Kanadier sind wirklich nette Menschen, denn sie sprechen französisch!
Abends kommen wir in Québec in unserem, zwischen unzähli-gen Restaurants an einer belebten Straße – beinahe versteckt – gelegenen, kleinen Hotel an. Ein kleiner Spaziergang durch die Altstadt Québecs und ein Vorgeschmack auf den morgigen Tag.

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04. September 2008

Wir erkunden Québec Stadt: die Altstadt, den Hafen und die Innenstadt. Mit einem Schrägwandaufzug geht’s den großen Höhenunterschied der beiden Stadtteile hinab, mit der Treppe wieder rauf. Von der alten Stadtmauer aus können wir abends eine Diashow über die Geschichte Québecs (im Rahmen der 400-Jahr-Feier der Stadt) im alten Hafen an den Fassaden von großen Silotürmen einer Fabrik anschauen. Inzwischen ist es allerdings so kalt geworden, dass Heike und Kristina sich zu-rückziehen, bevor’s überhaupt richtig losgeht…
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05. September 2008

Es geht wieder früh los. Und wärmer geworden ist es auch nicht wirklich. Ab Québec geht es heute in Richtung Montréal. Unterwegs bringen uns die scheinbar willkürlich ausgewählten und aufgestellten Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder ins Grübeln. Außerdem wirkt diese extrem fernseh-amerikanisch anmutende Umgebung mit den zeitweise völlig unerwartet französisch sprechenden Menschen darin etwas verwirrend.
In Montréal (rund 35°C + heißer Wind) wird es langsam wieder anglophoner: die Rezeptionisten in unserem Courtyard Hotel, in welchem wir ein Zimmer im 14. Stock bewohnen, sowie Ver-käufer und Ähnliches, sprechen zumeist sofort englisch oder zumindest beide Sprachen. Man sucht sich also im „Café Star-bucks“ aus der französischen Getränkekarte seinen Kaffee aus, muss seinen Wunsch dann daraufhin allerdings auf Englisch vortragen. Oh dear!

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06. September 2008

Ein weiterer Tag in Montréal. Keine Sonne, Wind. Wir beginnen ihn mit einer Besichtigung des Olympiaparks, wo 1976 die olympischen Sommerspiele stattfanden. Vom sogenannten Olympiaturm aus (der allerdings erst elf Jahre nach Ende der Spiele fertiggestellt wurde), hat man einen netten Ausblick auf die Stadt und den namengebenden „Mont-Royal“. Diesen grünen Hügel fast mitten in der Stadt besteigen am Nachmittag Fabian und Kristina und schauen sich somit das ganze nochmal von der anderen Seite an.
Danach fahren wir mit der U-Bahn zur – vor der Stadt im St. Lorenz Strom gelegenen – Isle Ste. Hélène. Dort beginnt es zu regnen und soll auch erstmal nicht wieder aufhören. Mit dem Boot fahren wir wieder zurück und spazieren noch ein wenig im Regen durch die Altstadt.

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07. September 2008

Wetter unbeständig wie gehabt. Auf die relativ kurze Fahrt von Montréal nach Ottawa folgt eine ebenso kurze Stadtbesichtigung der kanadischen Hauptstadt, die 1857 – aus eher pragmatischen Beweggründen heraus – von der englischen Königin zu eben jener ernannt worden ist, um dem Streit um den Hauptstadtstatus zwischen den großen kanadischen Städten wie Calgary und Toronto ein Ende zu machen.
Die Stadt lässt kaum eine Gelegenheit aus, ihren Besuchern ihren Stolz über diese Tatsache unter die Nase zu reiben.
Wir besichtigen also das Parlamentsgelände, gehen zu Fuß über die Provinzgrenze zwischen Ottawa, ON und dem angrenzenden Gatineau, QC, die sich mitten auf der Brücke über den Ontario River befindet, der die beiden Städte voneinander trennt.

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08. September 2008

Nachdem wir uns in den letzten Tagen langsam aber sicher davon entfernt haben, ihn jedoch immer noch zumindest mar-ginal tangiert haben, verlassen wir heute endgültig den franco-kanadischen Sektor.
Wir verbringen eine Menge Zeit auf einer Straße zwischen un-glaublich vielen Bäumen. Wer dachte, Stowe läge in der Pampa, war noch nicht im Algonquin Park. Ein riesiger Nationalpark, am Rande dessen unsere nächste Unterkunft liegt: ein kleines Holzhäusschen am See mit einer kleinen Terrasse und Grill. Den probieren wir abends gleich aus!

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09. September 2008

Das Wetter kann sich nicht so recht entscheiden. Ebenso schwer fällt uns die Entscheidung zwischen einer Bootstour – oder keiner. Es pendelt sich bei erfrischenden 12°C ein, hin und wieder schaut die Sonne durch den Regen hervor, also begeben wir uns „ins Wasser“. Nachmittags wird es etwas klarer und wir machen einen, laut Informationsbroschüre „moderaten“ Spaziergang durch den Park an den „Whiskey Rapids“ entlang.

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10. September 2008

Wir nähern uns dem Ende und der letzten „Station“: Niagara Falls. Auf dem Weg dahin machen wir einen kurzen Stop in Toronto, besteigen das größte Gebäude der Welt – den CN Tower – bis auf eine Höhe von 467 Metern und genießen bei klarem, sonnigem Wetter eine ungetrübte Aussicht auf die Stadt. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Stadt fahren wir weiter Richtung kanadisch-amerikanischer Grenze und kehren in unserem letzten Hotel mit unverkennbarem Etap-Charme ein.

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11. September 2008

Morgens nach dem Frühstück, das das erste Mal auf der gesamten Reise in der Übernachtung inbegriffen war, gehen wir zu Fuß zu den Niagarafällen. Auf dem Weg dorthin fängt es trotz blauem Himmel und Sonnenschein an zu regnen – dachten wir. Kommt uns auch ein bisschen komisch vor. Je mehr wir uns dem Fluss nähern, desto logischer scheint die Erklärung: durch die Windrichtung begünstigt weht die durch die gewaltigen Wasserfälle verursachte Gischt über die Stadt hinweg und fällt nach und nach wie ein feiner Regen auf dieselbe nieder.
Wir entschließen uns zu einer Bootsfahrt in das „Auffangbe-cken“ der auf der kanadischen Seite gelegenen, hufeisenförmi-gen „Horseshoe-Falls“. Am Eingang werden blaue(!) Regen-capes verteilt, deren tatsächlicher Nutzen im Laufe der Fahrt immer ersichtlicher wird, verwandelt sich doch der gischtartige Nieselregen langsam aber sicher in eine handfeste Dusche.
Nass und um eine Erfahrung reicher wollen wir ein letztes Mal in die USA reisen, was sich als umständlicher und langwieriger als befürchtet erweist. Da die Kanadier bei der Ausreise aus den USA unsere Visa einbehalten haben, dürfen wir den ganzen Einreisekrempel nochmal von vorn durchlaufen. Was ein Spaß!
Abends schauen wir uns die Wasserfälle noch einmal im Dun-keln und farbig beleuchtet an, während wir uns ein weiteres Mal duschen lassen. Es hat sich offensichtlich gelohnt!

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12. September 2008

Zum Glück fahren wir heute nach Hause, denn hier regnet es. Diesmal wirklich! Ein letzter Blick auf die Falls, dann Toronto. Das war’s. Schön war’s!



Scirocco


08/2008

Hatte ich mich schon über das Wetter beklagt? Nein? Dann ist es wohl langsam an der Zeit. Ich hätte nie gedacht, dass ich das irgendwann mal sagen würde, aber ich wünschte, es wären einfach mal 5°C weniger. Ich habe mich seit bestimmt 3 Wochen nicht mehr freiwillig in die Sonne gesetzt und wer mich kennt, weiß, was das heißt.
Bei gefühlten 45° im Schatten, die sich nur zwischen 2 und 6 Uhr morgens auf rund 30 abkühlen, wünscht man sich doch das eine ums andere Mal wieder das Bedürfnis, eine Jacke anzuziehen. Nun ich bin gespannt, wie die Reaklimatisierung von statten gehen wird.
Heute war es unglaublich windig. Nun könnte man denken: hmm, Wind, das ist doch bestimmt ganz angenehm bei den Temperaturen. Nunja, man sieht schon von weitem, dass das hier offensichtlich nicht der Fall war. Dieser Wind, der – laut Aussagen von Einheimischen – noch einiger Tage so anhalten wird, kommt aus Süden. Ich hol mal meinen Globus raus. Ah, direkt südlich von Frankreich liegt das Meer – und danach: Afrika. Ja, da isses schön warm! Was hier ankommt nennt sich Schirokko ist ein starker Südwind der die rund 40° warme Luft samt Sand und was sich da sonst noch so findet unter den Franzosen verteilt. Nett.
So. Was tut sie da eigentlich die ganze Zeit?
1. Schule öffnen: Türen, Fenster, Klassenräume, Jalousien
2. Fragebögen der Abgereisten: auswerten und in Excel-Tabelle eintragen
3. Anwesenheitskontrolle: Da das Programm (eigentlich für Erwachsene) auch für 17jährige zugänglich ist, muss ich jeden Morgen durch alle Klassen laufen und prüfen, ob alle Minder-jährigen da sind. Wenn nicht, die Gastfamilie oder Unterkunft anrufen und fragen, wo sie denn abgeblieben sind, da die Schule die Verantwortung hat.
4. Convocation: Hat jemand nicht bezahlt, braucht einen Transfert oder hat sonstwas verbrochen, schreibe ich eine Convocation, will meinen eine Notiz, die demjenigen Schüler sagt, er möge doch bitte während der Pause mal an der Réception antanzen. Dann suche ich raus, in welchem Klassenraum sich der Bösewicht befindet und verteile die Notizen.
5. Point Info: Während der Pausen zwischen 10 und 11 Uhr befinde ich mich am „Point Info“ um Informationen über die Umgebung, Buspläne, Museen, Fahrradverleih und so Sachen zu geben. Oder um Jetons, Telefonkarten oder Exkursionen zu verkaufen. Nach den Pausen die Organisation für die Ausflüge anrufen und die reservierten Plätze buchen.
6. Post: Briefkasten für Postein- und –ausgang kontrollieren und ggf. verteilen
7. Bank: Scheine zur Bank bringen und gegen Münzen eintau-schen
8. Schülerausweise: für die Neuen schreiben (ja, mit der Hand! Dazu folgt noch ein Extrakapitel, dass sich mit slawischen und skandinavischen Namen beschäftigt)
9. Tour durch die Schule: Neuankömmlingen die Zimmer zeigen (Sonntags) und die Schule und den Ablauf erklären
10. Blumen gießen, Kopien machen, Informationen zusammensammeln, Buspläne ausdrucken, Telefonate annehmen, putzen-wischen-staubsaugen….

UND natürlich immer für die Schüler, die alle irgendwelche Probleme, Wehwehchen oder sonstige Sorgen und Nöte haben, da sein und so gut es geht irgendwas dagegen tun.
Bis zum nächsten Mal!



Die Welt um mich herum dreht durch!


08/2008

Wo soll ich anfangen?
Also: Donnerstag nach der Schule bin ich mit einem Mitschüler nach Cannes gefahren. Eigentlich ganz gut soweit. Davon ab, dass der Gute so ein unglaublich prolliges BMW Cabrio fährt und man damit auf der Autobahn ziemlich gut aussieht, war er auch noch ganz nett.
Wir parken also das Auto im Parkhaus, machen uns auf den Weg an die Erdoberfläche und bleiben im Erdgeschoss im Fahrstuhl stecken. Tür geht nicht mehr auf – super. Wäre alles nicht so schlimm, wenn man sich nicht in Frankreich befände, wo man’s mit der Eile nicht so eng sieht. Wir rufen also den Menschen in seinem Wachhäuschen per Gegensprechanlage an (die im Übrigen nicht richtig funktioniert) und sagen ihm, er möge doch bitte veranlassen, dass man uns da raus holt.
Nach rund 25 Minuten werden wir ungeduldig und rufen den Typen nochmal an, der teilt uns mit, dass die zur Zeit nicht die richtigen Werkzeuge im Haus haben und da erst einer anrücken muss. Super. Naja, bei gefühlten 50°C ist das ja nicht so schlimm…
Schluss endlich haben wir 45 Minuten da drin verbracht.
Da ich keine Tasche bei mit hatte, habe ich eben jenem Mit-schüler meine Kreditkarte zum Einstecken gegeben. Dort war sie auch immernoch, als ich später am Abend meine Sachen für meinen Ausflug am nächsten Tag nach Italien zusammengesucht habe. Super. Also treffen wir uns am Bahnhof zwecks Übergabe, bei der Gelegenheit will ich auch gleich die Fahrtzeiten nach Ventimiglia herausbekommen. Übergabe läuft soweit ohne weitere Zwischenfälle, leider gibt es am Bahnhof keinen öffentlich zugänglichen Fahrplan – was soll das denn bitte??
Nun denn, ich würde wohl auf gut Glück zum Bahnhof gehen müssen.
Oder gar nicht: Freitag morgen, 5.13(!!) – Mein Telefon klingelt. Es ist mein Kollege von der Reception. Er sagt, ich müsse doch arbeiten kommen, es sei so viel zu tun und der Chef wolle nicht, dass ich dann frei habe. WAS???? „Tut mir leid, es geht aber nicht anders, also dann bis morgen!“ – „Nein, Claudio, nicht morgen, guck nächstes Mal auf die Uhr, bevor du Leute anrufst!“
Es hat vier Tage und zwei Anrufe von der für die Gastfamilien zuständigen Person gebraucht, eh meine Gastgeberin verstan-den hat, dass meine momentane Mitbewohnerin und ich am Wochenende NICHT um ein Uhr zu Hause sein müssen, da wir beide schon groß sind…
Eine weitere Kuriosität, die ich hier beobachtet habe nennt sich „Yaourt aromatisé sucré“, will meinen, da hat jemand Joghurt genommen, einen Aromastoff von der Palette zugefügt und ein wenig Zucker und dann wirbt er damit. Der Himbeerjoghurt ist also auch weiß. Die machen sich noch nichtmal die Mühe, Farbstoffe hinzuzufügen um es so aussehen zu lassen, als wären da Früchte drinne.
Mein Fazit dieser Woche ist nicht weit hergeholt und ich denke durchaus nachvollziehbar: Die spinnen, die Franzosen!
Bis zum nächsten Mal. Ich überleg mir schonmal nen Cliffhanger



Nice Ville


08/2008

Es gibt sie doch!! Und ICH habe sie gefunden: die schwarze Szene an der südfranzösischen Côte d’Azur!! Hier, wo eigentlich nur sonnengebräunte Menschen mit roten Flipflops und weißen Blumentops rumlaufen, gibt es tatsächlich einen Ort, an dem sich einmal im Monat scheinbar die gesamte(!!) schwarze Szene der Côte d’Azur versammelt. Ich schätze, diese besteht aus rund 50 Leuten. Die hingegen sind aber ganz nett.

Sie haben mich alle sehr darum beneidet, dass ich deutsch bin und die ganzen tollen Festivals, die DIE dieses Jahr besuchen werden (und ich nicht…), quasi vor der Tür habe.
Mein Plan, diesen Bericht auf Französisch zu verfassen, ist erwartungsgemäß auf nicht so viel positive Resonanz gestoßen. Voilà, nu isses deutsch.
Ich bin mal wieder umgezogen. Das passiert hier anscheinend öfter! Meine neue Gastfamilie ist so ungefähr das genaue Gegenteil von dem, was mir bei meiner vorigen Gastgeberin begegnet ist. Nach meiner dortigen Ankunft und der obligatorischen Führung durch die Wohnung ward niemand mehr gesehen oder gehört. Wohl aber durchaus angenehmer als andersrum!
Nun denn, wollen sehen, was passiert.
Ansonsten hat sich mein Tagesablauf hier nicht großartig viel verändert. Ich arbeite, habe Unterricht, lerne, schwimme, schlafe und esse (unglaublich viel!)
Ich hoffe, bei Euch ist alles gut, macht’s gut und bis bald, ich beneide Euch um alle Festivals, nicht aber ums Wetter.
Einen genauen Abriss meiner Tätigkeiten hier gibt’s in der nächsten Folge von „Die Côte d’Azur und ich“



Au Boulot!


07/2008

Meine neue Unterkunft bringt es mit sich, dass ich jeden mor-gen um 7 aus dem Haus gehe und die 2 km bergauf (30 min) zur Arbeit laufen muss. Vielleicht gar nicht soooo schlecht!
Die Sonne scheint fast ununterbrochen (außer nachts) und sie macht auch nicht den Anschein, als wolle sie das in absehbarer Zukunft unterlassen.
Es ist kaum zu glauben, dass jetzt schon die 3. Woche vorbei ist! Ich bin doch gerade erst angekommen!
Ich bin dankbar, dass Sonntag ist, denn diese Woche war ein-fach ganz dolle chaotisch. Tausendmillionenmilliarden neue Schüler, ein Unfall, ein Haufen Dinge, die nicht so laufen, wie sie sollten und ich sitze mitten im Problemmagneten. Qu’est-ce qu’on peut dire!
Gestern war Nizza. Fein, das.
Part III ist dann hoffentlich en Français…



Centre International d’Antibes


07/2008

Nun ist die zweite Woche rum und so langsam gewöhnt man sich an das Klima, die Menschen, das Essen und die Arbeit.

Als WEP (Teilnehmer am Work Exchange Program, ergo Sprachkurs im Austausch mit Dienstleistung), wie ich, kriegt man hier das, was übrig bleibt und die zahlenden Gäste und Sprachschüler nicht wollen. So kommt es, dass eben jene WEPs – und davon gibt’s hier ne Menge – während ihres Aufenthalts öfter die Unterkunft wechseln müssen.

Die ersten zwei Wochen habe ich bei einer Gastgeberin (Ende 50) verbracht, die an sich ganz nett war und ziemlich lecker gekocht hat, die aber andererseits ziemlich mitteilungsbedürftig ist und alles mindestens 5x erzählt (im Zweifelsfall innerhalb von 10 Minuten und mit steigendem Enthusiasmus).

Klingt irgendwie niedlich, ist aber nach 2 Wochen sehr nervraubend.

Am Freitag habe ich dann erfahren, dass ich umziehen werde. Fein, ist zwar so ein wenig teurer, aber das nehme ich dann doch gern in Kauf. Ein Großteil der weiblichen WEPs wohnt nun zusammen in einer Art Hotel. Das ist auch ganz nett. Wollen sehen, was später passiert.

Der Umzug gestaltete sich ganz nach französischer Manier: vier Mädels, die alle mindestens 2 Monate bleiben und entsprechend Gepäck dabei haben, wohnen in verschiedenen Gastfamilien auf der selben Etage (5) – der Clou: der Fahrstuhl ist kaputt.

Also werden rund 20 Koffer à gefühlten 50kg 5 Stockwerke runtergetragen – was ein Spaß!

Im Großen und Ganzen arbeite ich hier vormittags an der Réception der Sprachschule (Handlanger und Laufbursche, aber das geht – hätte auch Putzen oder Abwaschen werden können…) und habe nachmittags Unterricht. Meist ist der Tag dann schon rum und man kann sich grad noch so ein wenig hinsetzen und lernen, einige hier scheinen jedoch einen argen Enerigieüberschuss (vielleicht aufgrund der vielen Sonne) entwickelt zu haben, der es ihnen ermöglicht, wochenlang durchzufeiern. Kündigt sich bei mir irgendwie noch nicht an.

To be continued…