Dichter und Bänker


04/2012

Eines schönen Tages, vor langer, langer Zeit, schnürte ich mein Bündel und machte mich auf den Weg, in die große weite Welt hinauszuziehen. Drei Zwischenmieten, viele Monate aus dem Koffer und fünf Umzüge später bin ich nun hier gelandet: im Land der Grünen Soße. Und ein Ende scheint noch nicht in Sicht. Wie es dazu gekommen ist? Nun, ich denke, ich beginne ganz vorn. Nein, nicht ganz, denn der einsetzende, wenn auch unterbrochene Urbanisierungsprozess ist sicherlich allen noch gut im Gedächtnis.
Nachdem ich inzwischen, hoffentlich erfolgreich, mein Studium abgeschlossen habe – Ergebisse sollten in den nächsten Wochen folgen – werde ich, wie schon in Berlin, noch einmal zwei Monate lang ganz kostenfrei, geradezu ehrenamtlich, arbeiten. Diesmal im Orchesterbüro des hessischen Rundfunks. Was ich da mache? Nun, wenn Wagner auf dem Konzertplan steht, rufe ich: „Aaah! Waagner! Wir brauchen ganz schnell zehn Hörner und zwölf zusätzliche Harfen!“ Oderso. Und noch viele andere Sachen – Noten verschicken, Musiker anmaulen, wenn die wieder nicht alles richtig ausgefüllt haben und so.
Nun, ich bin nicht ganz neu hier. Schon den ein oder anderen, meist um die zwei Monate andauernden Lebensabschnitt habe ich hier verbracht, meist bei Dunkelheit und Kälte.
Jetzt ist alles anders. Im Frühjahr in Frankfurt zu sein eröffnet mir ganz neue Facetten von der „Stadt der Literatur und des Geldes“, die ich bislang für Mythen gehalten hatte. Grüne Soße zum Beispiel. Ein traditioneller Frankfurter Kräutermatsch mit – wie der Name bereits andeutet – ausgesprochen hoher Chloroplastendichte.

Die ist zu dieser Jahreszeit auch auf der Zeil, der hiesigen größten Einkaufsstraße, erstaunlich hoch. Noch nie habe ich da Bäume blühen sehen!
Auch Radfahren ist in diesem Teil Deutschlands für mich neu. Wohnte ich bislang an aus eigenen Kräften kaum zu bewältigenden Steigungen im Osten der Stadt, bietet sich mir auf der anderen Seite eben jener ein ausgesprochen gut ausgebautes Radweg-Netz, welches ausgiebig zu nutzen inzwischen zu meinem täglichen Arbeitstag gehört – von den Unmengen an Fahrradständern, die hier überall in der Gegend rumstehen, mal ganz abgesehen!
Frankfurt im Frühjahr ist wirklich sehr angenehm. Ich meld mich wieder, wenn ich das nächste Mal umgezogen bin. Also bis dann, macht’s gut!


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