Urbanisierung


08/2011

Wie lange ist mein letzter Eintrag her? Sehr lange. Gefühlte 3 Jahre. Ich möchte zunächst einmal alle und alles auf den aktuellen Stand bringen: Ich habe Kackstadt (Heilbronn) erfolgreich verlassen. Eine aufregende dreimonatige Phase (Kündigungsfrist der Wohnung) des Nicht-viel-Wissens ging somit Ende Juni sehr stressig und doch erfolgreich zu Ende. Nach einer kurzen Zeit der Obdachlosigkeit und einhergehender illegaler Untermiete in Mannheim (man bemerke schon an dieser Stelle den sich einstellenden Urbanisierungsprozess) bin ich nun offiziell eingetragener Berliner!
Und warum ist sie jetzt freiwillig aus dem schönen Heilbronn über das noch schönere Mannheim ausgerechnet nach Berlin of all places gegangen? Meine Studien sind inzwischen bis in das fünfte Fachsemester fortgeschritten und es war an der Zeit, sich nach einer – in meinem Fall ja erneuten – Berufsorientierung umzusehen, sprich sich auf die Suche nach einem studienbezogenen Praktikum zu machen. Das ist heutzutage nicht mehr so leicht wie es sich anhört, denn im geisteswissenschaftlichen Bereich werden an Bewerber für meist monatelange undbezahlte Praktika Ansprüche gestellt, wie an solche für Führungspositionen. Dennnoch machte ich mich Anfang des Jahres an die Arbeit und dabei herausgekommen sind zwei jeweils zweimonatige Praktika in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Konzertdirektion Schmid, einer Künstler- und Orchesteragentur hier in Berlin, sowie im kommenden Frühjar, nach Beendigung des Studiums, im Orchestermanagement des hr-Sinfonieorchesters in Frankfurt. Eine nicht so schlechte Ausbeute!
Wie ist es hier so? Grundsätzlich ja erstmal nicht allzu unbekannt. Das Wohnheimzimmer, das mir als studentischer Praktikant dankenswerterweise zusteht, erinnert mich stark an jene in Frankreich, außer, dass wir da zumindest noch das Waschbecken auf dem Zimmer hatten. Dafür teilt man sich hier Küche – die im Übrigen voll ausgestattet ist, sprich MIT Kühlschrank und Schränken – und Dusche anstatt mit 30 nur mit 6 Personen. Der Wohnheimkomplex erinnert ein bisschen an einen Campingplatz im Wald, wird aber gerade saniert und man begegnet hin und wieder dem ein oder anderen Bauarbeiter auf dem Gerüst vor seinem Schlafzimmer.
Davon bekomme ich allerdings nicht allzu viel mit, da ich den ganzen Tag in der Agentur sitze und Pressemappen zusammenstelle und die anstehende Büro-Eröffnungsfeier organisiere.
Heimweh? Kaum. Auf dem Weg zur Arbeit fahre ich durch den Tiergarten an der Siegessäule vorbei und durch das Brandenburger Tor. Und wenn das mal nicht urban ist!
An meinem zweiten Arbeitstag durfte ich darüber hinaus direkt mal im Archiv der Heilbronner Stimme anrufen um ein Belegexemplar zu bestellen, außerdem ist ja unmittelbar gegenüber der Agentur „Die Maultasche – schwäbische Spezialitäten in Berlin“. Und dass der Schwabe schon seit Jahren in Berlin invadiert und das auch indirekt Thema des aktuellen Wahlkampfes ist, ist ja bekannt. Hier an meinem frisch gefundenen Outdoor-Arbeitsplatz mit Rückenlehne und Spreeblick werde ich mich nun an die Erledigung von aus Heidelberg mitgebrachter Arbeit machen. Bis bald aus der großen Stadt!


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